Hunde aus dem TierschutzStefanie Krämer mit ihrem Hund Jasper.

Interview mit Dr. Stefanie Krämer von Onedogisnodog

Dr. Stefanie Krämer vermittelt gemeinsam mit ihrem Mann unter dem Namen Onedogisnodog nicht nur hilfsbedürftige Hunde aus Zypern in ein neues, liebevolles Zuhause in Berlin, sondern ist auch diejenige großartige Person, die Otto — einen der Hunde von Cloud7 Gründerin Petra Jungebluth — in die Familie gebracht hat. Zum Launch der neuen RESC7UE T-Shirts ließ Stefanie sich mit ihrer eigenen zypriotischen Fellnase Jasper fotografieren und beantwortete uns einige Fragen zum Thema Hundeadoption. Viel Freude beim Lesen.

1. Wie bist du dazu gekommen, Hunde zu retten?

Ich habe 2004, damals noch als Biologiestudentin, an einem Meeresschildkröten-Schutzprojekt auf Zypern teilgenommen. Unsere Arbeit fand natürlich am Strand statt, wo wir immer wiederholt auf 3 Welpen stießen. Um es kurz zu machen: Diesen 3 Hunden haben wir dann je ein zu Hause gesucht, unter anderem bei uns und das war der Beginn. Ich habe außerdem 2009, um mehr über das hundliche Verhalten zu lernen, parallel zu meiner Promotion in Verhaltensphysiolgie eine Ausbildung zur Hundetrainerin gemacht.

Hunde retten wir in dem Sinne nicht, sondern unterstützen ein sehr gut geführtes britisches Tierheim auf Zypern, Familien für ihre Schützlinge zu finden. 

2. Woher kommen die Hunde?

Aus Zypern, wir haben aber auch schon für eine Organisation Hunde in Pflege genommen, die ausrangierte Vermehrer-Hunde aus Belgien rettet, sowie für eine Organisation, die Hunde in Italien von der Straße rettet.

3. Was ist der Unterschied zwischen Foster und Adoption?

Für den Hund sollte es sich nicht anders anfühlen. Für sie/ihn ist die Pflegefamilie oft die erste eigene Familie. Der Wechsel in die richtige Familie sollte daher so schonend und langsam wie möglich passieren, ähnlich einer Kita-Eingewöhnung.

Für eine Pflegefamilie ist es natürlich schön die Entwicklung ihres Schützlings und das Zusammenwachsen mit der neuen Familie begleiten zu können. Gleichzeitig kann es dann auch zu sowas wie Trauergefühlen kommen. Wir haben uns immer tröstend gesagt: Lieben heißt auch gehen lassen.

4. Inwiefern sind gerettete Hunde charakterlich anders als gezüchtete?

Ich habe mit keinem gezüchteten Hund zusammen gelebt, aber die Unterschiede sind sicherlich mehrschichtig und individuell sehr verschieden. Die Gründe warum der Hund ein Tierschutz-Hund ist, spielt natürlich eine Rolle. Was man aber bei ehemaligen Streunern relativ gewiss sagen kann ist, dass sie oder zumindest ihre Elterntiere gewissen überlebenswichtigen Anpassungsprozessen ausgesetzt waren und sich entsprechend bestimmte Verhaltensmerkmale stärker herausgebildet haben. Ein solides Problemlösungs-Verhalten (z.B. Wie komme ich am besten an das Futter?) ist zum Beispiel bei ehemaligen Straßenhunden oftmals gut zu erkennen. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass Straßenhunde eine potentiell ausgeprägtere soziale Kompetenz mitbringen, denn es ist nützlich, um Teil einer Meute zu sein. Auch Konflikte geschickt zu meistern, kann einen davor bewahren in gefährliche Kämpfe zu geraten. Das ist wissenschaftlich nicht erwiesen, sondern nur meine Meinung. Es ist generell sehr faszinierend zu sehen, wie anpassungsfähig Hunde bis ins höhere Alter sind und wie der überwiegende Teil einfach nur gerne Teil einer menschlichen Familie sein möchte.

5. Was schätzt du an deinen Hunden am meisten?

Ich schätze ihre Feinsinnigkeit und Höflichkeit und natürlich ihren Humor und Schlauheit.

6. Gibt es etwas, was jeder über Hunde aus dem Tierschutz wissen sollte?

Bei Tierschutz-Hunden fand in der ersten Phase ihres Lebens oftmals keine ausreichende Ernährung durch die Muttermilch statt. Das Immunsystem seines Tierschutz-Hundes durch qualitativ hochwertige Nahrung bedarfsgerecht zu unterstützen, ist daher ziemlich wichtig. Am besten achtet man auch darauf, woher das Fleisch und die Zutaten kommen, die darin verarbeitet wurden und wie das Futter hergestellt worden ist. Ein guter Futterhersteller macht das transparent.

Ebenso ist gesunder Schlaf - Hunde schlafen (nicht zusammenhängend) 18h innerhalb eines 24h Tages - wichtig für die Unterstützung ihres Immunsystems.

Wie erwähnt ist es faszinierend, wie anpassungsfähig Hunde sind und sie selbst nach langer Zeit im Tierheim tolle Familienmitglieder werden können. Wichtig allerdings ist, dass vor allem wenn man noch unerfahren ist, man am besten seinen Hund von einer Pflegestelle oder einem Tierheim kennenlernt, denn die Leute können einem sehr viel über den Hund berichten. Und dass man sich für das gegenseitige Kennenlernen Zeit nimmt ist wichtig, damit für den Hund der Umzug kein harter Cut ist.

Es kann auch mal Vorkommen, dass nach einer bestimmten Zeit Verhaltensweisen auftauchen, die einem das Leben erschweren. Wenn man nicht schon bei der Adoption einen Verhaltensberater hinzugezogen hat, dann kann spätestens jetzt mit dessen Hilfe einiges an Verständnis und Strategie zur Bewältigung gewonnen werden. Wichtig ist stets ehrlich mit sich zu bleiben, um sich nicht verbiegen zu müssen und seine Lebensqualität zu bewahren.

7. Welchen Hinweis für die Adoption eines Hundes aus dem Tierschutz möchtest du unbedingt mit uns teilen? Worauf muss geachtet werden?

Dass man mit Geduld an die Sache herangeht und so seinen charakterlich perfekten Match findet, der ähnlich gepolt ist wie man selbst. Es kann nicht oft genug betont werden: am Besten schaut man vor der Adoption vor allem auf das Wesen des Hundes, statt auf seinen Look. Dass heißt, wenn man ein sehr geselliger Mensch ist, der gerne viel unterwegs ist, dann wird man sich mit einem sehr sensiblen, ängstlichen Hund, der sich lieber in der Natur bewegt und mit viel Ruhe und Routine am wohlsten fühlt, auf Dauer sehr verbiegen müssen. Natürlich kann man durch Training am Selbstbewusstsein und der Robustheit des Hundes arbeiten, aber dessen individuelle Bedürfnisse bleiben ja trotzdem bestehen. 

Auch wäre es ungut seinen Hund mit einer bestimmten Erwartungshaltung oder Bestimmung zu adoptieren. Der Hund sollte um seiner Selbstwillen Familienmitglied werden. Geduld, Flexibilität und Kreativität sind nach der Adoption weiterhin wichtige Tugenden. Sich bei auftretenden Problemen zeitnah eine professionelle Unterstützung zu suchen, die ohne Gewalt und psychischen Druck arbeitet, ist mittlerweile selbstverständlich.

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